11.05.2020 Pressemitteilung

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11.05.2020 Pressemitteilung

 

Presseinformation
Landkreise Starnberg und Weilheim als „sichere Häfen“
„Bündnis für Menschlichkeit“

Auch in der Ausnahmesituation der Corona-Pandemie steht unsere Gesellschaft vor der Aufgabe, sich für Menschen einzusetzen, die auf der Flucht sein müssen. Seit dem Januar 2020 haben in Starnberg verschiedene Treffen stattgefunden, um über das deutschlandweite Aktionsbündnis „Gemeinsam Retten - United4Rescue“ zu informieren und sich über die Landkreisgrenzen hinweg für aus Seenot gerettete Menschen einzusetzen. Teilgenommen haben 20 Personen aus der Zivilgesellschaft, ehrenamtlichen Helfergruppen, interessierten Einzelpersonen der Partei „Die Grünen“, der evangelischen Kirchengemeinde und der kirchlichen Diakonie.

Die Gruppe hatte beabsichtigt, bei einer Veranstaltung Anfang Mai über die Situation im Mittelmeer zu informieren, in dem seit März 2019 alle staatlichen Rettungsschiffe abgezogen sind und auch vor der Corona-Pandemie nur noch aus Spendengeldern finanzierte, private Seenotrettungsinitiativen unterwegs waren. Als Berichterstatter für den Informationsabend zugesagt hatten Sampo Widmann, der als Kapitän für den Verein Resqship vor der Küste Libyens Ausschau nach Booten mit Geflüchteten hält, dazu Pfarrerin Sandra Gassert aus Penzberg, die im Krisendienst für die evangelische Kirche immer wieder Seenotretter*innen vor Ort seelsorgerlich betreut. „Wir wollten bei der Veranstaltung auch die Spendenaktion „#WirschickeneinSchiff“ von United4Rescue vorstellen“, ergänzt Petra Fontana, eine der Initiatorinnen. Die Organisation hat Spendengelder für ein Rettungsschiff gesammelt, das im Frühjahr in Richtung Mittelmeer aufbrechen wollte. Noch im Januar war das Schiff „Poseidon“ mit Hilfe zahlreicher Spenden von der evangelischen Kirche ersteigert worden, die Corona-Pandemie verhindert bislang das Auslaufen.

Nachdem durch die Ausgangsbeschränkungen diese erste Informationsveranstaltung für die Öffentlichkeit nicht stattfinden konnte, haben sich die Gesprächspartner in weiteren Runden darauf verständigt, ein Bündnis „Sichere Häfen der Landkreise Starnberg und Weilheim“ ins Leben zu rufen. Erklärtes Ziel des Bündnisses ist, dass sich Kommunen, verschiedenste zivilgesellschaftliche Vereine und Organisationen und auch die Kirchen zur Unterstützung der zivilen Seenotrettung zusammenschließen, die dem tausendfachen Sterben im Mittelmeer ein aktives Handeln entgegensetzt. Derzeit trifft sich die Gruppe in den Zeiten von Kontaktbeschränkungen per Videokonferenz. Denn während in Europa vor allem über die Corona-Pandemie berichtet wird, ertrinken im Mittelmeer weiterhin Menschen, die mit ihrer Flucht die Hoffnung verbunden hatten, ein sichereres Leben für sich und ihre Familien zu finden.

Das geplante Bündnis „Sichere Häfen Starnberg und Weilheim“ fordert dazu auf, die ertrunkenen Menschen nicht zu vergessen. Es will darauf aufmerksam machen, dass Solidarität und Mitmenschlichkeit nicht an Europas Außengrenzen enden dürfen und die humanitäre Katastrophe auf dem Mittelmeer und in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln beendet werden muss.

„In Zeiten von Corona erleben wir, wie wichtig Solidarität und Hilfsbereitschaft für unsere Gesellschaft sind. Wir wollen uns als Initiative bei der hiesigen Politik für Sichere Häfen in unseren Landkreisen einsetzen“, unterstreicht Pfarrer Dr. Stefan Koch. Der Titel „Sicherer Hafen“ greift die Bereitschaft von Städten und Kommunen zur zusätzlichen Aufnahme von aus Seenot geretteten Geflüchteten auf. Deutschlandweit haben sich bis November 2019 bereits 118 Städte, darunter auch die Landeshauptstadt München, ebenso aber auch kleinere Städte und Kommunen, zum „Sicheren Hafen“ erklärt.

Dieses Anliegen will das Bündnis in den beiden Landkreisen an die Politik herantragen. „Wir sind der Meinung, dass jeder Mensch, der gerettet wurde, mit Würde und Menschlichkeit behandelt werden muss, unabhängig davon, ob er in Europa bleiben kann oder nicht“ betont Inge Bias-Putzier aus Weilheim. „Gerettete müssen in einen sicheren Hafen gebracht werden und dürfen keinesfalls in Länder wie Libyen zurückgebracht werden, in denen ihr Leben und ihre Sicherheit nicht gewährleistet sind“, unterstreicht Petra Fontana vom neuen Bündnis.

Sobald absehbar ist, dass wieder öffentliche Veranstaltungen stattfinden können, will die Gruppe dann auch zur Information über die Seenotrettung einladen. Wer mehr über das Vorhaben des Bündnisses wissen will oder in Kontakt mit den Mitgliedern kommen möchte, kann sich im Internet unter http://www.sicherehaefen.de/ informieren.

(„Solange die Politik versagt, handeln wir; man lässt keine Menschen ertrinken!“ Die Initiative des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, die Zivilgesellschaft aktiver als bisher an der Seenotrettung zu beteiligen, reagiert darauf, dass seit 2014 nach Angaben der Internationalen Organisation of Migration (IOM) mehr als 20.000 Menschen bei der Flucht über das zentrale Mittelmeer ums Leben gekommen sind. Menschen, die sich auf die Reiseüber das Mittelmeer machen, fliehen vor einigen der furchtbarsten humanitären Krisen unserer Zeit sowie vor Gewalt und Ausbeutung aus dem Konfliktgebiet in Libyen. Viele von ihnen sterben im Meer.)

 

Zuletzt geändert am: 11.05.2020 um 21:38

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