„Seefeuer“ ein Film von Gianfranco Rosi


Die Seenotrettung darf nicht kriminalisiert, sondern muss als eine humanitäre Pflicht gesehen werden!
Eigentlich sagt der gesunde Menschenverstand, dass Menschen in Not gerettet werden müssen, ganz gleich, warum sie in diese Notlage gekommen sind. Das sollte humanitärer und menschlicher Grundkonsens sein. Das Sterben auf dem Mittelmeer darf nicht weiter so hingenommen werden und gar politisch gewollt sein.
„Seefeuer“ , ein italienischer Dokumentarfilm von Gianfranco Rosi, legt ein beeindruckendes Zeugnis darüber ab, welche Dramen sich vor den Toren Europas auf dem Mittelmeer abspielen. Der Film verschränkt den beschaulichen Alltag der Bewohner der Mittelmeerinsel Lampedusa mit dem Sterben und Überleben von Flüchtlingen an den Rändern der Insel.

Der Regisseur filmte ein Jahr lang auf Lampedusa und zeigt ein Nebeneinander paralleler Welten, das zur Metapher für Europa wird:
Hier der beschauliche Alltag der Insulaner, dort die täglichen Tragödien der Flüchtlinge, die übers Meer kommen.
Dieser Kontrast zweier Parallelwelten in unmittelbarer Nachbarschaft wird zum Synonym für den Abgrund, der sich am Rande unseres europäischen Alltags auftut. Das Sterben und Überleben von so vielen Tausend Menschen spielt sich gewissermaßen vor der Haustür ab und scheint doch unendlich weit entfernt.

„Seefeuer“ wurde als bester Film der 66. Berlinale 2016 mit dem Goldenen  Bären ausgezeichnet.
Die Begründung der Jury lautete damals :
„Angesichts dieser parallelen Struktur und angesichts der zum Teil schwer auszuhaltenden Bilder von den Flüchtlingsbooten rüttelt der Film an den eigenen Positionen und vor allem hinterfragt er die eigene Verantwortung.......... die Protagonisten werden zum Spiegel unseres Verhaltens in Westeuropa zwischen Machtlosigkeit und Ignoranz. Und weil dieses Verhalten vorherrscht, wird im sicheren, reichen Westeuropa über Zahlen und Herkunftsländer, über Bleiberecht und Fluchtmotivationen debattiert........“

Bei der Preisverleihung sagte der Regisseur Gianfranco Rosi:
„Wir leben in einer Welt, in der gerade viele Mauern und Grenzen gezogen werden. Am meisten habe ich Angst vor den geistigen Grenzen, die hochgezogen werden.“

Das war im Februar 2016, wir befinden uns jetzt im Frühjahr 2020.
Was hat sich geändert? Noch immer ertrinken Menschen auf der Flucht im Mittelmeer; noch immer wird den privaten Seenotrettungsorganisationen vorgeworfen, sie erledigen das Geschäft der kriminellen Schlepper.
Wir sagen ganz klar: Seenotrettung ist kein Verbrechen, sondern Christenpflicht.

„Man lässt keine Menschen ertrinken! Punkt!“ Gott wirke vielmehr in der Welt durch die Hilfsorganisationen für Schiffbrüchige, durch die „Menschen von SeaWatch, SOS Méditerranée und Sea-Eye“, meinte die evangelische Pfarrerin Sandra Bils auf dem evangelischen Kirchentag 2019. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Wo bleibt eine europäische Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik, die sich an den Werten, auf welche sich die EU gründet, orientiert? Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit,
Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören.
Diese Werte müssen ständig mit Leben erfüllt werden, dürfen nicht allzu oft nur schöne Begriffe bleiben.

Das neu gegründete „ Bündnis für Menschlichkeit, Starnberg und WeilheimSchongau“ setzt sich genau dafür ein und :

Seenotrettung ist kein Verbrechen

Ingeborg Bias-Putzier
Mai 2020